SONDERAUSSTELLUNG

Wâze, Rogge, Gerschte & Hober

Weizen, Roggen, Gerste und Hafer - diese vier Kornarten scheinen in den alten Wirtschaftsdokumenten des Kapitels auf und wurden im Kornkasten gelagert.
 
 
Anbau und Verteilung
1600 erwirtschaftete das Kapitel 83 m3 bzw. 53 t Korn, vor allem Weizen. 
Angebaut wurde Korn im Tal und am Innichberg, dessen besonnter Hang noch bis ins vorige Jahrhundert schachbrettartig mit Kornfeldern übersät war. Heute wird nur mehr wenig Getreide angebaut: so betrug 2020 der Ertrag südtirolweit rund 650 t (140 t Weizen, 252 t Roggen, 35 t Hafer und 221 t Gerste) – um 1980 waren es noch 15-mal so viel.
Nach strengen Regeln verteilte das Kapitel das eingenommene Korn an die Kapitularien, die eigenen Mitglieder. Propst, Dekan und Angestellte bekamen eine vorgegebene Menge als Lohn, der Rest wurde zu gleichen Teilen unter allen Chorherren verteilt, berechnet in Schett, den nur hier in Innichen gebräuchlichen besonderen Korn-Maß.
Ein besonderes Maß
In den alten Kapitelverzeichnissen wurde das Korn in Schett verbucht, ein besonderes, nur in Innichen verwendetes Maß, das den Wert der einzelnen Kornarten berücksichtigte: also gleicher Wert, aber unterschiedliche Menge. Ein Schett Hafer war die 3-fache, ein Schett Gerste die 1,75-fache Menge im Vergleich zu einem Schett Weizen.
Aus dem Jahre 1828 ist ein Dokument über Getreidepreise pro Star erhalten (ein Star entspricht etwa einem halben Schett). Vergleicht man diese Preise, so kommt man zu ähnlichen Verhältnissen wie beim Schett: Ein Star Gerste kostete 1 Gulden 24, ein Star Weizen 2 Gulden 12, also das 1,7-fache. Lediglich der Hafer scheint wesentlich billiger geworden zu sein.  Heute sind die Unterschiede nicht mehr so groß, die Preise werden vom Weltmarkt bestimmt.

Detail am Rande: Für das Schett gab es das Kapitelkasten-Maß (etwas weniger) und das Pfleger-Maß (etwas mehr). Die geistliche und die weltliche Behörde nahmen also unterschiedlich Maß.    
Verarbeitung
Die Nachbearbeitung des getrockneten Getreides erfolgte beim Bauern direkt am Hof: Dreschen, Spreu vom Weizen trennen,… die Gerätschaften, mit denen diese mühsame Handarbeit erledigt wurde, können im Hofmuseum beim Gadenhof am Innichberg besichtigt werden. 
Für das Mahlen des Getreides wandten sich die Chorherren an die Mühlen im Ort. Diese standen immer an einem Wasserlauf (an der Wiere oder der Drau), um die Wasserkraft für den Antrieb der Mühlsteine zu nutzen. Pfister nannten sich die Bäcker, 1778 gab es 4 davon: Oberbäck (Haus 99), Außerbäck (Haus 92), Großfuchs (Haus 13) und Kleinfuchs (Haus 69).
Ob die Chorherren mit dem Getreide bereits Nigilan herstellten, aus Weizenmehl und Germ, oder Krapfen und Tirtlan aus einer Mischung aus Weizen- und Roggenmehl, ist nicht bekannt.
Sicher gab es das Gannbrot, das Brot des Heiligen Kandidus (Gann = Can-didus). Es wurde von den Defreggern gespendet, anlässlich ihrer jährlichen Pilgerfahrten nach Innichen, auf dass der Heilige Kandidus ihre Felder vor Ungeziefer schütze. Einige Krainer Gemeinden wandten sich mit derselben Bitte an den Heiligen und spendeten das Käfergeld.