FORSCHUNG

Archiv und Bibliothek des Stiftes Innichen

Die Bestände des Archivs und der Bibliothek des Stiftes reichen in Innichens Anfänge zurück. Bereits das 769 gegründete Benediktinerkloster dürfte eine Bibliothek und ein Skriptorium gehabt haben. Als um 1140 aus dem Kloster ein Kollegiatsstift wurde, übernahmen Kanoniker Archiv und Bibliothek und erweiterten diese. So übertrug z.B. Gerold von Tessenberg (ab 1271 Kanoniker, 1301- 1308 Dekan, dann Bischof von Cittanova) dem Stift seine beachtliche Bibliothek.

Größter Wohltäter war Dr. Nikolaus Pol (ca.1465-1532). Er überließ der Innichner Bibliothek Inkunabeln und Handschriften, darunter viele Werke des Katalanen Raimundus Lullus (ca.1232–1316), Theologe und Philosoph und seiner Zeit weit voraus. Das bedeutet, Innichen dürfte im 15./16. Jahrhundert ein Ort der Lullus-Forschung gewesen sein, mit Sicherheit ein wichtiges geistliches und geistiges Zentrum.

Ein Teil des Bestandes fiel vermutlich den Großbränden von 1413 und 1554 zum Opfer, denn es fehlen z.B. beinahe alle Archivalien zur Baugeschichte der Stiftskirche. Laut dem 1462 verstorbenen Archivar und Bibliothekar Paul Helmschlager wurde manches auch gestohlen.

1771 verfasste der Kanoniker und Historiker Josef Resch ein Repertorium. Kurz danach, 1785, wurde das Stift aufgehoben und ein Teil des Bestandes nach Innsbruck, Wien, München, und Oxford gebracht. Der restliche Archivbestand verblieb unbeachtet im Kornkasten, bis er 1865 von Joseph Zahn und Arnold Luschin wiederentdeckt wurde.

Um 1900 veranlasste Propst Josef Walter eine gründliche Sichtung und Neuordnung der Archivbestände und ließ von Franz Sießl, Andreas Bergmann und Karl Staudacher Bestandslisten erarbeiten. 1973 erwirkte Propst Hans Huber die Restaurierung des Kornkastens mit Umgestaltung zu einem Museum und ließ Bibliothek und Archiv dort unterbringen. Konkret umgesetzt hat dies der Historiker Egon Kühebacher aus Innichen.

Die Bestände umfassen heute an die 1300 Pergamente und Schriften, ca. 60 Handschriften, ca. 280 Inkunabeln, unzählige Akten sowie die sogenannte neuere Bibliothek mit ca. 1500 Werken ab dem 16. Jahrhundert.
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