Geschichte des Museums

Vom Kornkasten zum MIK

Kornkasten und Kapitelhaus
Der ältere, östliche Teil des Gebäudes, in dem das Museum untergebracht ist, stammt aus dem 10. Jahrhundert. Im Erdgeschoss befand sich der Kornspeicher, im Obergeschoss das Lager für Käse, Eier und Fleisch. Der westliche Teil wurde 1382 als Kapitelhaus errichtet (die Jahreszahl ist an der Westfassade eingemeißelt). Im Erdgeschoss waren Magazine, im Obergeschoss Kapitelsaal, die Stube für den Lateinunterricht und der Arbeitsraum/Stube für den Bibliothekar. Ost-Bau und West-Bau haben unterschiedliches Bodenniveau. Offensichtlich ist das Gelände im Lauf von ca. 400 Jahren durch mehrere Überschwemmungen um über einen Meter angestiegen.

 

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40 Jahre Stiftsmuseum
Das MIK ist 1983 als Stiftsmuseum Innichen entstanden, gegründet vom Innichner Historiker Egon Kühebacher, im Auftrag des damaligen Stiftpropstes und Pfarrers von Innichen, Hans Huber. Am 10.06.2023 feierte das Stiftsmuseum Innichen Jubiläum.
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Auszug aus dem Innichner Informationsblatt, Nr. 114, Juni 2023:
[...] Damals ist Egon Kühebacher vor allem eines gelungen: Sicherzustellen, dass das wertvolle Erbe in Innichen bleibt, dass ihm ein angemessener Platz zuteil wird, in einem Museum, also sichtbar und für alle zugänglich, in Innichen und für Innichen. Denn das, was hier im Lauf der Zeit entstanden und bis heute erhalten geblieben ist, ist besonders. Es geht weit zurück und hat viel mit dem Ort, der geographischen Situation zu tun. [...] Innichen liegt nicht an den Hauptverkehrsadern, ist aber gut vernetzt, das bezeugen die 1284 -1287 verfassten Ablassbriefe von Bischöfen aus ganz Europa: Chur, Prag, Bamberg, Olmütz, Salzburg [...] Und natürlich Freising.[...] Es ist dieses Wechselspiel aus Internationalität und Abgeschiedenheit, Innichen als Freisingische Insel in Tirol, das die Entwicklung des Ortes bestimmt und auch ein fruchtbarer Boden für Wissenstransfer ist [...] An dieser Stelle, ein großer Dank an Egon Kühebacher und alle, die ihn unterstützt haben, seine Frau Mariedl, Margaret und Willy Niederwolfsgruber, Bernhard Lösch und all die anderen vielen Freiwilligen, die Jahr für Jahr den Domschatz liebevoll gehegt und gepflegt haben. 
Hans Heiss, Festredner der Jubiläumsfeier, verwies auf die kulturelle Bedeutung Innichens. Im besonderen hob er die Rolle des Museums hervor, bezeichnete es als „Juwel mit Zukunft“ (siehe Innichner Informationsblatt, Nr. 115, Oktober 2023).
Auszug aus der Festrede von Hans Heiss:
[...] Das Museum vermittelt kundigen und aufmerksamen Besuchern vier Schwerpunkte, die nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Als erstes: Geschichtliche Tiefe, da bereits beim Betreten des Hauses deutlich wird, wie sich von der vorrömischen Zeit der Bogen spannt bis in die jüngere Vergangenheit. Mit mächtigen Wegbegleitern wie Atto, Otto, Peter und Joseph, den Großen Vier, die von der Gründung des Stifts bis zu dessen zeitweiliger Aufhebung seinen Weg gesäumt haben. [...]

Als zweites die Kirche, zunächst die Rolle der kirchlichen Institution, vor allem aber die Tiefenwirkung einer Volksfrömmigkeit, die früher Leben und Alltag der Menschen durchdrungen und mit Nachdruck geprägt hat. Die Reliquiare, die Kreuze, Paramente und Votivgaben, vor allem aber die Bilder der Jahreskrippe, sind eindrückliche Zeugnisse der Heilsbotschaft, der Verbindung zur Transzendenz und der Hoffnung auf Erlösung. [...]

Da Menschen aber nicht nur von spiritueller Sinnsuche und Heilserwartung leben, ist der im Erdgeschoss neu gebildete Schwerpunkt von Zehent und Korn umso gelungener. Denn Nahrung ist der dritte Schwerpunkt des Museums. Der Wert des Getreides als zentraler Lebensgrundlage tritt klar hervor, da das Korn einen Großteil der Ernährung ausmachte. [...]  Zudem war Getreide eine wichtige Abgabe an die Obrigkeit. [...] Hier im Kornkasten gewinnen also Roggen, Weizen und Hafer unmittelbare Anschauung in ihrer Bedeutung für das Einzugsgebiet. Sie weisen aber auch darüber hinaus, denn heute tritt im Ukrainekrieg auch für uns im globalen Norden die Rolle des Getreides für die Welternährung neu ins Bewusstsein.
Neben der direkten Ernährung widmet sich das Museum aber auch der geistigen Nahrung, die aus Bildung und Büchern erwächst. ist sein vierter Schwerpunkt: Die Stellung des Stifts als Bildungszentrum im Hochpustertal war spätestens seit dem Hochmittelalter überragend und die Bücherschätze, die sich hier sammelten, sind in Wert und Zusammenhängen einzigartig im Tiroler Raum. [...]
Und dies ist das Besondere dieses Hauses, die Alleinstellung in der reichen Südtiroler Museumslandschaft. Architektur und Sammlungen, Form und Gehalt finden in enger Verschränkung zusammen. Form als Kornkasten und Kapitelhaus, als Behälter für geistige und physische Nahrung gleichermaßen.[...]
Daher ist das neue Kürzel des Museums, MiK, von Hansjörg Plattner und seinem Vorstand entwickelt, auch so sinnfällig, da es für „Museum im Kapitel” oder „Kornkasten” steht. [...]